Vereinbarkeit von Familie und Beruf belohnen: So werden die besten Arbeitgebenden in der Schweiz ausgezeichnet

22.09.2020

Arbeits- und Vereinbarkeits-ExpertInnen von Initiativen, welche Best Practices im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf prämieren, sind überzeugt: Bemühungen von Arbeitgebenden, ihren Mitarbeitenden attraktive Angebote zur Verfügung zu stellen, sollen auf jeden Fall belohnt werden. Anerkennung reiche jedoch nicht aus. Der Hebel für mehr Vereinbarkeitsmassnahmen liegt bei der Sensibilisierung der Arbeitgebenden für das Thema.

Mitarbeitende, die ihren Führungskräften vertrauen, stolz auf ihre Arbeit sind und Freude an der Zusammenarbeit mit ArbeitskollegInnen haben, schaffen die Voraussetzungen für eine hervorragende Arbeitsplatzkultur. Das ist das Credo der UnternehmensberaterInnen von Great Place to Work® Schweiz. Seit über 20 Jahren sammeln und analysieren sie Daten, um die Arbeitsplatzkultur von Privatunternehmen, Non-Profit Organisationen oder staatlichen Institutionen zu messen und auszuzeichnen. Mit einer anonymen Befragung aller Mitarbeitenden und einer Analyse der internen Prozesse und Massnahmen messen Sie die Grundlage einer hervorragenden Arbeitsplatzkultur: das Vertrauen. Vertrauen - vor allem zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften - ermöglicht schnellere Entscheide, bezieht alle Mitarbeitende ein und fördert die Zusammenarbeit. So treibt Vertrauen auf der einen Seite Agilität und Innovation voran und bietet auf der anderen Seite einen wichtigen Nährboden für Massnahmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Mit dem Prix Balance ZH werden die vereinbarkeitsfreundlichsten Arbeitgebende des Kantons Zürichs ausgezeichnet
Während Great Place to Work® seinen Schwerpunkt auf die Arbeitsplatzkultur legt, sind andere Auszeichnungen speziell darauf ausgerichtet, Unternehmen zu würdigen, die aktiv Vereinbarkeitsmassnahmen fördern. Dazu gehört der Prix Balance, der von der Fachstelle Gleichstellung des Kantons Zürich und in Zusammenarbeit mit Great Place to Work® verliehen wird. Helena Trachsel, Leiterin, erklärt: «Der Preis wurde 2011 gegründet, um Arbeitgebende, welche sich als vereinbarkeitsfreundliche Betriebe auszeichnen mit diesem Preis zu würdigen.»
Der Prix-Balance steht für einen wichtigen Aspekt der Gleichstellung. Die Teilnahme ist einfach: Unternehmensvertretende, beziehungsweise ihre Mitarbeitenden können online den Fragebogen in kurzer Zeit ausfüllen. Dieser wird von Great Place to Work® und der Fachstelle Gleichstellung nach einer angewandten Methodik erarbeitet und ergibt basierend auf einem wissenschaftlich fundierten Prinzip objektive Ergebnisse über die positiven Auswirkungen von Vereinbarkeitsmassnahmen. Durch die Teilnahme am Prix Balance haben Unternehmen die Möglichkeit, ihr Employer Branding zu stärken, mediale Sichtbarkeit zu erhalten und das Bewusstsein von Führungskräften und Mitarbeitenden zum Thema Vereinbarkeit zu fördern, indem die Bedürfnisse des Betriebes und die Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen in den Mittelpunkt gestellt werden. Selbst wenn der prestigeträchtige Preis nicht gewonnen wird; das Unternehmen bekommt die Möglichkeit geboten, ihre Angebote betreffend Vereinbarkeit beurteilen und sich beraten zu lassen.

Nationale Anerkennung der Familienfreundlichkeit von Arbeitgebenden dank dem Family Score von Pro Familia
Auf nationaler Ebene gilt die 2014 instituierte Auszeichnung von Pro Familia Schweiz als die prominenteste Initiative, welche vereinbarkeitsfreundliche Arbeitgebende honoriert. Ähnlich wie beim Zürcher Prix Balance, erfolgt die Messung über eine Mitarbeitendenumfrage, die auf drei Scores basiert: Erstens werden die Erwartungen der Mitarbeitende identifiziert; zweitens wird geprüft, ob die gewünschten Angebote innerhalb des Unternehmens bereits existieren; und drittens erfolgt eine Bewertung nach der eigens definierten Wichtigkeit. Natürlich soll dabei eine möglichst hohe Korrelation zwischen Erwartungen und Angeboten bestehen. Je besser die Übereinstimmung, desto höher der Family Score. Falls der Gesamtscore bei 60 Punkten von 100, oder darüber liegt, erhält das Unternehmen das Gütesiegel Family Score. Diejenigen Unternehmen die ein besonders gutes Resultat erreicht haben, werden zusätzlich mit dem Family Score Award ausgezeichnet, der in den vier Kategorien von Grossunternehmen, KMU, Verwaltungen und NPO verliehen wird. Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz, betont: «Der Family Score ist nicht primär dazu gedacht, Unternehmen zu beurteilen oder zu kritisieren, ganz im Gegenteil. Vielmehr dient er als Instrument zur Unterstützung von Unternehmen, um diesen bei der Umsetzung von Vereinbarkeitsmassnahmen zu helfen und konkrete Verbesserungsvorschläge aufzuzeigen.» Der Erhalt des Preises stellt eine prestigeträchtige Auszeichnung dar, doch er vermittelt auch eine wichtige Botschaft innerhalb des Unternehmens: «Die Unternehmen werden sich der Anforderungen ihrer Mitarbeitenden bewusst und ermutigt, sich zu verbessern», erklärt Philippe Gnaegi weiter.

Alle genannten Initiativen sind sich einig: Eine gelungene Vereinbarkeit von Familie und Beruf trägt nicht nur zu grösserer Zufriedenheit der Mitarbeitenden, einer höheren Arbeitsqualität und weniger Fehlzeiten bei, sondern steigert auch die Attraktivität der Arbeitgebenden und vereinfacht die Fachkräftesuche. Unternehmen müssen heute auf diese Bedürfnisse eingehen, die vor allem den jüngeren Generationen am Herzen liegen. Nur so werden sie in der Lage sein, sich weiterhin auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können.

Autorin: Camilla Lafranchi

So können sich KMUs den Sieg sichern: Die 15 Tipps und Tricks von profawo

  1. Mittels Datenerhebung quantifizieren, wie viele Mitarbeitende in welchem Ausmass Betreuungs- und Pflegearbeit leisten
  2. Kinderbetreuung und Angehörigenpflege zum Thema machen – Sensibilisieren, kommunizieren und Tabus brechen
  3. Individuelle Beratung zu Vereinbarkeitsthemen anbieten
  4. Unterstützung bei der Suche und Vermittlung von Betreuungsplätzen, Nannys oder Entlastungsdienste für Angehörige anbieten
  5. Bei der Ferienplanung die familiäre Situation berücksichtigen
  6. Ferienbetreuungsprogramme organisieren
  7. Schnelle und kompetente Lösungen in Notsituationen – wenn das normale Betreuungssystem nicht funktioniert - zur Verfügung stellen
  8. Finanzielle Beteiligung an Betreuungslösungen
  9. Flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice anbieten – wenn nicht immer, dann zumindest in Notsituationen
  10. Teilzeitarbeit auf allen Hierarchiestufen ermöglichen und über gute Rollenvorbilder berichten
  11. Sensibilisierung und Training von Schlüssel- und Führungspersonen für Vereinbarkeitsthematiken
  12. Firmenanlässe für die ganze Familie (Tag der offenen Tür, Firmen-Ausflug, Weihnachtsbacken usw.)
  13. Bezahlter Sonderurlaub bei wichtigen Familienereignissen (Bsp. Einschulung, Abschlussfeiern, Aufführungen usw.)
  14. Unterstützung beim Wiedereinstieg nach der Babypause
  15. Familienfreundlichkeit im Leitbild und in den Werten verankern

Über profawo: Seit 1996 fördert profawo die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als Bindeglied zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden bietet profawo ein breites Dienstleistungsangebot im Bereich der familienergänzenden Kinder- und Angehörigenbetreuung. So entwickeln sie stetig neue Konzepte und Angebote rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit einem ausgewogenen Verhältnis von sozialen Komponenten und betriebswirtschaftlichen Aspekten.